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Wirtschaft

Leistungsorientiert

10.12.2024

Das Management Center Innsbruck ist seinem Selbstverständnis nach „Die unternehmerische Hochschule“ bzw. „The Entrepreneurial School“. Der Zusatz wurde auch als Marke eingetragen und dient nicht allein dem Marketing, sondern wird – mit Blick auf die Curricula, den beträchtlichen mittelbaren und unmittelbaren wirtschaftlichen Impact des MCI und zahlreiche erfolgreiche Alumni, die in aller Welt tätig sind – tatsächlich gelebt. Die Gründung der MCI GmbH als Trägerin der Hochschule erfolgte Ende 1996 mit dem ursprünglichen Zweck, im Rahmen der Entwicklung des Konzepts „Offene Universität Innsbruck“ ein Managementzentrum Tirol bzw. Innsbruck zu errichten. Getragen wird das MCI bis heute vom Land Tirol, der Stadt Innsbruck, der Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung Tirol sowie der Universität Innsbruck. Im Aufsichtsrat sitzen Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Manfried Gantner, der ehemalige Rektor der Universität Innsbruck, leitete von 1991 bis 1994 das Projektteam zur Errichtung des Management Centers Innsbruck.
 
Vor allem ein Name ist mit der Erfolgsgeschichte MCI von Beginn an untrennbar verbunden: Andreas Altmann. Der umtriebige Gründungsgeschäftsführer ist ein begnadeter und rastloser Netzwerker, dem bereits 2012 auf einstimmigen Beschluss der MCI-Träger die Rektorswürde verliehen wurde. Der Rektor darf bis heute zugleich als Spiritus Rector des MCI gelten. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums im Jahr 2021 erinnerte Altmann in einem Interview an die Genese des MCI: „Wir sind aus der Uni Innsbruck entstanden, mit dem Auftrag, ‚Schnellboot der Universität’ zu sein und eine Brücke in die Wirtschaft zu schlagen.“ Das ist gelungen, und aus dem Schnellboot ist zwischenzeitlich ein Schiff mit beachtlicher Verdrängung geworden. Die Zahlen sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache.
 
Aus Prinzip weltoffen 
Das Management Center Innsbruck ist aus Prinzip weltoffen und damit eine wichtige Antithese zur oftmals hartnäckigen Provinzialität und Selbstverzwergung, die in Tirol zu verschiedenen Anlässen und nicht immer dort, wo man sie vorderhand vermuten möchte, zum Vorschein kommt. Dumpfe Tiroltümelei und Chauvinismus haben unter dem Dach – in Ermangelung eines zentralen Campus müsste man von Dächern sprechen – keinen Platz, Internationalität und Diversität sind mehr als Lippenbekenntnisse einer Einrichtung, die ihren Platz in einer Welt hat, die weit über die Grenzen eines kleinen und schönen Landes hinausreicht und das Verbindende über das Trennende stellt. Dementsprechend hat das MCI bis heute ein weites Netz mit über 300 Partner-Hochschulen geknüpft. Das Management Center Innsbruck ist jedoch beileibe keine Schule, an der es als ausreichend erachtet wird, wenn man am Ende des Studiums seinen Namen tanzen kann. An der Hochschule, die das unternehmerische Moment ins Zentrum gestellt hat, gibt es eine ausgeprägte Leistungsorientierung, die von einer entsprechenden Kultur flankiert ist. „Wir sind eine hocheffiziente akademische Logistikmaschine mit etablierten Prozessen und starker Betonung von Leistung“, meint Andreas Altmann, um zugleich zu betonen: „Leistung ist bei uns nichts Verkrampftes, sondern etwas Lustvolles.“
 
Innsbruck ist zweifellos das geografische Zentrum der Hochschule, der Dreh- und Angelpunkt. Die Stadt mit ihrem kleinen, aber feinen studentischen Leben und den Bergen direkt vor der Haustüre zieht Studierende aus aller Welt an. Derzeit sind Menschen aus über 60 Nationen am MCI, Bewerber*innen gibt es sogar aus über 90 Ländern der Welt. Eigentlich sollte die Tatsache, dass die Bildungseinrichtung Menschen aus aller Welt anzieht, nicht der Klarstellung bedürfen, dass das etwas Gutes und zutiefst Begrüßenswertes ist. Doch in der heutigen geopolitischen Großwetterlage, die wieder zum nationalistischen Klein-Klein und Antagonismus tendiert, sei es hiermit doch explizit festgehalten. Zum Portfolio gehört auch ionOXess, ein 2012 ausgegründetes Unternehmen, das innovative (Ab)luft- und (Ab)wasseraufbereitungssysteme entwickelt. Darüber hinaus gibt das 2021 gegründete Joint Venture MCI digi.tools, eine Beteiligung am Beratungsunternehmen CEMIT sowie am Gründungszentrum Start Up Tirol. Außerdem beherbergt das MCI mehrere Kompetenzzentren, 
 
Tragfähige Brücke zur Wirtschaft 
Wie dieser Brückenschlag zur Wirtschaft aussehen kann, hat das MCI auf mehrfache Weise gezeigt, und besonders eindrücklich in der Initiierung und Begleitung von Gründungsvorhaben, aus denen mehrere erfolgreiche Unternehmen hervorgegangen sind. Als Paradebeispiel dafür darf das GreenTech-Unternehmen Syncraft gelten, das 2009 als Spin-Off des MCI gegründet wurde und heute federführend in der Holzenergiegewinnung ist. Darüber hinaus ist man an Holo-Light, das Mixed-Reality-Softwarelösungen entwickelt, ebenso beteiligt wie am Softwareentwickler More Than Metrics oder der erst heuer gegründeten BlackBelt Automation GmbH, die vollintegrierte Automatisierungslösungen entwickelt. Gemeinsam mit Planlicht hat man in der Pandemie die CARE BY LIGHT Gmbh gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mittels UV-C-LED effektiv Viren, Bakterien, Keime und Pilze zu eliminieren. Und auch indirekt wirkt das MCI in alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens hinein, konkret in Gestalt der Alumni, die sich im Zuge ihres Studiums an der Hochschule nicht bloß Wissen angeeignet, sondern auch Werte verinnerlicht haben.
 
Heimatlosigkeit 
Eine Art geistig-intellektueller Heimatlosigkeit, die mit wissenschaftlicher Neugierde und hoher Praxisorientierung einhergeht, steht einer weltgewandten Bildungseinrichtung zweifellos gut an. Dagegen dürfte jedoch die infrastrukturelle Herbergssuche indes immer mehr zur Neverending-Story und zur Geduldsprobe für das MCI werden. Im zweistufigen Architekturwettbewerb inklusive Dialogverfahren, der dem MCI den ersten einheitlichen Campus seiner Geschichte bescheren sollte, hat sich bereits vor ein paar Jahren das dänische Büro Henning Larsen mit seinem Entwurf durchgesetzt. „Das Projekt von Henning Larsen überzeugt städtebaulich und architektonisch ebenso wie funktionell und wirtschaftlich. Wir freuen uns sehr auf die Realisierung,“ wurde der MCI-Rektor Ende 2021, als der Sieger gekürt wurde, zitiert. Der Baubeginn wurde damals mit 2023 angesetzt, mit der Fertigstellung wurde 2025 gerechnet. Weit gefehlt. Der Realisierung ist man bis heute nicht nur keinen Schritt näher gekommen, sondern weiter davon entfernt denn je. Als man von politischer Seite her mit dem Gedanken zu spielen schien, dass die heutigen Räumlichkeiten der UMIT in Hall zukünftig zur neuen Heimat des MCI werden könnten, protestierte der MCI-Betriebsrat umgehend heftig und deponierte ein kategorisches Nein zu „Übersiedlungsphantasien an die UMIT“. Es sei unverantwortlich, die 30-jährige Erfolgsgeschichte des Management Center Innsbruck „an die Wand zu fahren“, indem nun auch noch der namensgebende und identitätsprägende Standort Innsbruck in Frage gestellt werdeIn der Führungsetage der Hochschule wird man das wohl nicht anders sehen. Dort ist das Nervenkostüm mittlerweile deutlich fadenscheinig geworden. Jüngst schlugen Rektor, Betriebsrat, Hochschülerschaft und das Hochschulkollegium Alarm und warnten in einem Brandbrief eindringlich davor, „dass eine seit 30 Jahren mit unglaublichem Einsatz für den Standort arbeitende, international gefeierte Hochschule aufgrund von schwersten Fehlentscheidungen in der Vergangenheit, mangelnden Wissens über die tatsächliche Situation und fehlenden Muts in der Gegenwart an die Wand gefahren werden soll“. Die Stimmung von Mitarbeitenden, Studierenden und Partnern, so heißt es da, sei „am Boden“.
 
Für allseitige Gesichtswahrung in der unendlichen Geschichte rund um den MCI-Neubau ist es wohl zu spät. Es ist bekannt, dass das MCI rund um Andreas Altmann gewisse Vorstellungen hat, was die Anforderungen an einen auf das MCI zugeschnittenen Bau betrifft. Ein Minimalkompromiss, der schon beim Bezug wieder zu klein dimensioniert ist, scheint nicht nachhaltig, das volle Programm scheitert an der Finanzierbarkeit oder vielmehr am politischen Willen, das dafür notwendige Geld in die Hand zu nehmen. Durch die jahrelange Verzögerung ist das Projekt naturgemäß nicht billiger geworden, durch die Verschuldung der öffentlichen Haushalte und die damit verbundenen Sparzwänge dessen baldige Umsetzung nicht wahrscheinlicher. Verschiedentlich wurde auch die Variante ins Spiel gebracht, den Neubau von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) umsetzen zu lassen und von dieser anzumieten. Dazu muss die BIG freilich mitspielen. Gut möglich, dass es für das MCI also – in Verballhornung eines englischen Sprichworts – Go BIG or stay home heißt. Die Politik wird jedenfalls nicht umhinkommen, sich klar zu deklarieren und zahlenmäßig auszudrücken, was ihr eine Bildungseinrichtung vom Format eines MCI tatsächlich Wert ist.
 

Text: Marian Kröll
Fotos: Marc Scherr, Anna Geisle

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