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Stilikone vs. Junggeselle

14.10.2022

Fast 60 Jahre Autogeschichte liegen zwischen den beiden Modellen – der eine seit geraumer Zeit DER Klassikerschlechthin, der andere als Sportauto gern gesehen. Insoweit das perfekte Paar für einen gediegenen Vergleich. Vorhang auf.

DER SPORTWAGEN SCHLECHTHIN

Bereits 1961 erstmals auf dem Genfer Autosalon präsentiert, lässt der E-Type seit Jahrzehnten die Herzen autobegeisterter Klassikerliebhaber höherschlagen. In Anbetracht der – für die damalige Zeit – beeindruckenden Leistungswerte und Ausstattungshighlights auch kein Wunder. Schließlich beherbergt das von uns getestete,1965 gebaute Serie-1-Cabrio im Bereich unter der langgezogenen Motorhaube mit sportlich anmutendem Powerdome auch einen 4,2-Liter-Reihensechszylinder mit einer Systemleistung von satten 267 PS. Die Kraftübertragung auf das Heck erfolgt beim E-Type mit der 4,2-Liter-Maschine erfreulicherweise nicht mehr mit der zu Beginn verwendeten, schwer zu bändigenden Moss-Box, sondern mit einem voll synchronisierten, von Jaguar eigens entwickelten Viergang-Schaltgetriebe.

Und auch sonst zeigt sich der schicke Engländer mit zahlreichen Ausstattungshighlights: Die Einzelradaufhängung für eine entspanntere Fahrweise sowie ein Sperrdifferential zur kurzzeitigen, gleichmäßigen Kraftübertragung auf sämtliche Antriebsräder sind nur zwei davon.

Passend zu den Highlights dürfen wir an dieser Stelle eine eher etwas unkonventionelle Pause einlegen: 2017 als Studie vorgestellt, plante Jaguar die fallweise Neukonstruktion als auch den Umbau bestehender E-Type-Modelle zu Elektrofahrzeugen. Trotz bereits konkret ausgefasster Pläne zum Motoreneinbau und einer großen Nachfrage verwarf Jaguar die Idee wieder – sehr zum Bedauern vieler Begeisterter. Ob sich Jaguar ein weiteres Mal an das Konzept herantraut, wird sich zeigen. Offengelassen wurde die Frage jedenfalls.

STATTLICHER PREIS

Worauf es beim E-Type aber tatsächlich ankommt und letztlich der Grund, warum er über die Jahre zu einer Ikone aufgestiegen ist, ist das harmonische Zusammenspiel aus einer dem Rennsport entstammenden Optik in Kombination mit den ausgezeichneten Fahreigenschaften. Vorgänger des Erfolgswagens ist der der Rennstrecke zugehörige Jaguar D-Type und damit genau das Modell, mit dem Jaguar 1956 das sagenumwobene 24-Stunden-Rennen von Le Mans für sich entscheiden konnte. Insoweit war der Erfolg des E-Type ein wenig vorprogrammiert.

Neben dem Coupé bot Jaguar übrigens auch den hier präsentierten Roadster (OTS –Open Two Seater genannt) und – insbesondere für den amerikanischen Markt gedacht – ab 1966 auch eine 2+2-Variante zum Verkauf an. Insgesamt wurde der E-Type über die Bauzeit von knapp 13 Jahren (1961 – 1974) über 70.000 Mal verkauft. Preislich differieren die Modelle. Ein Roadster mit der 4,2-Liter-Maschine kostet bei entsprechendem Zustand gut und gerne bis zu 200.000 Euro.

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AGGRESSIVES DESIGN

Mit 101.499 Euro etwas bekömmlicher ist hingegen der Preis des neuen Jaguar F-Type in der Farbe Santorini Black Metallic, ebenfalls ein Sportwagen, doch ohne den so kostenintensiven Kultstatus. Das sei dem hier präsentierten Sportcoupé in der R-Dynamic-Version verziehen, schließlich hatte dieses Modell deutlich weniger Vorlaufzeit. Erstmalig 2013 auf den Markt gekommen, ist die aktuelle Auflage seit 2020 mit neuer, deutlich ansprechender Front mitsamt schmäleren LED-Scheinwerfern unterwegs. Auch der Innenraum kann sich wahrlich sehen lassen: neueste Software, größeres Display und sämtliche Dienste in Sachen Konnektivität. Einwandfreie Voraussetzungen für einen gelungenen Sportwagen.

Ähnlich erfreulich geht es beim P300 – dem Einsteigermodell der Serie und gleichzeitig der hier präsentierten Variante – unter der Motorhaube weiter. Angetrieben wird der Engländer von einem 221 kW (300 PS) starken 2-Liter-Reihenvierzylinder mit einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern. Über ein 8-Gang-Automatikgetriebe gelangt diese Leistung zu den Hinterrädern. Damit ist nicht nur ein sportwagengemäßer Klang, sondern auch eine solide Beschleunigungszeit garantiert, erreicht der P300 die 100 Kilometer pro Stunde doch in weniger als 5,7 Sekunden. Wem das nicht schnell genug ist, der möge auf die stärkeren Varianten zurückgreifen: allen voran auf den F-Type R mit 575 PS und 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auf eines sei an dieser Stelle allerdings hingewiesen. Das P300 R-Dynamic-Coupé liegt mit rund 84.000 Euro Einstiegspreis nicht nur preislich deutlich unter den V8-Modellen, sondern auch in Sachen Gewicht. Satte 140 Kilogramm weniger bringen die Vierzylindermodelle auf die Waage. Das macht sich insbesondere bei flotteren Ausfahrten bemerkbar.

FLOTTES DUO

Sieht man die beiden Wagen nebeneinander stehen, könnte der Kontrast zwischen den beiden Modellen nicht unterschiedlicher sein. Während der Alte an Eleganz kaum zu überbieten ist, strotzt der Neue nur so vor Energie und Tatendrang. Und doch weisen die beiden Engländer zahlreiche Gemeinsamkeiten auf: angefangen bei der langen Schnauze über den niedrigen Bodenraum bis hin zum schicken Heck.

Auch wenn es auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist, steckt in beiden Modellen das gesamte Können englischer Ingenieure. Das merkt man bereits nach kurzer Zeit. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, welcher Gattung er treu bleiben möchte und welches Modell einem besser gefällt. Schwierig ist die Entscheidung allemal. Wir sind jedenfalls unschlüssig.

JAGUAR E-TYPE SERIE 1 CABRIO

Antrieb: Heck
Leistung: 196 kW / 267 PS
Drehmoment: 384 Nm
Beschleunigung: 0-100 km/h: 7,3 sec
Spitze: 240 km/h
Preis: bis zu 200.000 Euro

JAGUAR F-TYPE P300 R-DYNAMIC-COUPÉ

Antrieb: Heck
Leistung: 221 kW / 300 PS
Drehmoment: 400 Nm
Beschleunigung: 0-100 km/h: 5,7 sec
Spitze: 250 km/h
Preis: ab 84.031 Euro

Text: Felix Kasseroler
Fotos: Tom Bause

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