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Kult-Vergleich

1.9.2023

Wohl kaum ein Fahrzeug spiegelt das klassische Flair des italienischen Dolcefarniente derart wider wie der kleine 500er aus Turin – und das seit mittlerweile über 65 Jahren. Auch wenn die Modellpalette des italienischen Automobilherstellers eine Zeit lang ohne den 500er auskommen musste, erfreut sich dieser nach wie vor größter Beliebtheit. Was nicht zuletzt dazu führte, dass 2007 eine Neuauflage auf Basis des Klassikers in den Verkauf ging. Insofern erscheint es nicht verwunderlich, dass wir heute einen echten Fiat 500 F vor der Linse haben, gepaart mit dem neuesten aus dem Schwesternhaus Abarth: dem Abarth 500e Cabrio Turismo. Alt gegen Neu. Verbrenner gegen Elektro. Ikone gegen Jungspund. Vorhang auf!

Geschichtsträchtig

Von 1965 bis 1972 gebaut, löste der Fiat 500 F den damals bereits beliebten 500 D ab. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal: Erhielten die Vormodelle noch hinten angeschlagene Türen – aufgrund ihrer Gefährlichkeit auch Selbstmördertüren genannt –, kommt er erstmals mit vorne angehängten Türen. Angetrieben von einem luftgekühlten Zweizylinder-Benzinmotor im Heck mit einem Hubraum von – man ahnt es – 500 ccm, einer Leistung von 13 kW (18 PS) und einem maximalen Drehmoment von 31 Newtonmeter erreicht der 500 F eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h. Über ein Vierganggetriebe mit Mittelschaltung gelangt die erzeugte Energie auf die beiden zwölf Zoll großen Hinterräder.

Auch wenn der 500 F grundsätzlich für vier Personen zugelassen wäre, bietet die 520 Kilogramm schwere Schräghecklimousine mit ihren knapp drei Metern Länge sowie rund 1,3 Metern Breite und Höhe aus heutiger Sicht gerade genug Platz, um vorne komfortabel zu sitzen und hinten eine Tasche zu verstauen. Besonders angenehm ist das Fahrgefühl jedoch bei schönem Wetter und geöffnetem Faltdach. Gepaart mit dem nicht gerade subtilen Knattern des Motors und dem kultigen Lenkrad ist das Fahren wahrlich ein Genuss.

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Brachial

Wie Tag und Nacht im Vergleich zum Klassiker verhält es sich beim Abarth 500e Cabrio Turismo. Nicht zuletzt natürlich aufgrund der Tatsache, dass es sich um die Sportausführung des 500e – eines Elektroautos – handelt. Denn während der 1949 in Bologna gegründete und mittlerweile – wie Fiat selbst – dem Stellantis-Konzern angehörende Automobilhersteller und Autotuner zuvor noch eigene Autos herstellte, wird die Bezeichnung Abarth heute für die Sportausführungen von Fiat verwendet, die in Europa jedoch unter eigener Marke vertrieben werden. Umso aufregender gestaltet sich also der Vergleich.

Den Antrieb bildet ein maximal 114 kW (155 PS) starker Elektromotor mit einem maximalen Drehmoment von 235 Newtonmeter. Dadurch wird der Abarth 500e Turismo in nicht weniger als sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert. Insbesondere bei Nässe wirkt der Frontantrieb jedoch fast schon etwas zu kraftvoll. Die maximale Reichweite des knapp 3,7 Meter langen E-Boliden liegt mit seiner 42-kWh-Batterie bei 242 Kilometern. Bei leergefahrener Batterie lässt sich der Italiener an der Schnellladesäule mit bis zu 85 kW in rund 35 Minuten wieder auf 80 Prozent aufladen, an der herkömmlichen Wallbox mit elf kW dauert der Ladevorgang rund vier Stunden. Auch molto bene.

Abarth und Elektro?

Optisch hinterlassen beide Modelle mächtig Eindruck. Während die Silhouette des Kultwagens wohl selbst von Laien im Dunkeln erkannt werden könnte und keiner weiteren Erklärung bedarf, hat auch das neue Modell einen gewissen, wenn auch angriffslustigen Charme. Im Vergleich zum herkömmlichen Fiat 500e erhält der Abarth Turismo leicht modifizierte Voll-LED-Scheinwerfer mit Abarth-Lichtsignatur, eine überarbeitete Frontschürze, ausgestellte Seitenschwellerverkleidungen und nicht zuletzt einen aggressiv gestalteten Heckdiffusor – wie es sich für einen Abarth gehört. Essenziell ist nicht zuletzt der standesgemäße Klang. Dafür mussten die Ingenieure mit einem wasserdichten Abarth-Motor-Soundgenerator, der sich abhängig von Beschleunigung und Geschwindigkeit entsprechend ändert, ordentlich in die Trickkiste greifen. Diesbezüglich war sämtliche Müh und Arbeit jedoch vergebens, denn leider reicht das Ergebnis nicht an einen echten Abarth heran und man wird den Sound wohl recht schnell abschalten.

Generell lässt sich über das Fahrverhalten beider Modelle kein schlechtes Wort verlieren. Zugegeben, vielleicht ist man gegenüber dem Alten aufgrund seines Kultstatus und seiner charmanten Optik etwas befangen, doch selbst während der Fahrt scheint das Lächeln kaum vom Gesicht zu weichen. Ähnlich verhält es sich beim Abarth 500e Cabrio Turismo: In allen drei Fahrmodi – Turismo, Scorpion Street und Scorpion Track – behält man stets auch bei rasanterer Fahrt die Kontrolle. So verschlägt es einen auch gerne in entlegeneres Gebiet. Ordentlich Pluspunkte gibt es für das Interieur: Von zahlreichen Alcantara-Applikationen über ein JBL-Soundsystem bis hin zu Premium-Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen und dem zentrierten 10,25 Zoll großen Touchscreen ist alles dabei. Fazit? Beide italienisch. Beide fantastisch.

FIAT 500 F  

Antrieb: Heck

Leistung: 13 kW/18 PS

Drehmoment: 31 Nm

Beschleunigung: außer Konkurrenz

Spitze: 95 km/h

Verbrauch: 5,3 Liter/100 km

Spaßfaktor: 10 von 10

Preis damals: ca. 23.500 ATS =
7.000 € (Inflation berücksichtigt)

ABARTH 500E CABRIO TURISMO  

Antrieb: Front

Leistung: 114 kW/155 PS

Drehmoment: 235 Nm

Beschleunigung: 0–100 km/h: 7 sec

Spitze: 155 km/h

Verbrauch: 18,9 kWh/100 km

Spaßfaktor: 9,3 von 10

Preis Testwagen: 43.400 Euro

Text: Felix Kasseroler

Fotos: Tom Baus

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