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Zukunft

Generation Z-ukunft

12.12.2025

Wenig tun und viel Geld verdienen“ lautet ein Zitat von Miroslav Klose, veröffentlicht in der Zeit Campus in einem Artikel über Mythen rund um die Arbeitsmoral der Generation Z. Die jungen Menschen, geboren zwischen 1995 und 2010, treten aktuell ins Erwachsenenalter ein und beeinflussen den Arbeitsmarkt sichtbar. Ihr Auftreten sorgt für Irritationen: Eine Generation, die materiell vergleichsweise gut aufgewachsen ist, tut sich schwer, denn sie bewegt sich in einer Realität, die geprägt ist von Unsicherheit, sozialem Druck und wachsender Erschöpfung. Eine Langzeitstudie aus dem Jahr 2023 zeigt: 65 Prozent der Gen Z berichteten, in den letzten zwei Jahren mindestens ein Mental-Health-Problem erlebt zu haben – deutlich mehr als die älteren Generationen. Um das Paradox der Generation Z zu verstehen, betrachten wir sie im Folgenden ganzheitlich und besprechen neben psychologischen Beweggründen die Rolle externer Faktoren.

Der aktuelle Arbeitskräftemangel verschafft der Gen Z eine starke Verhandlungsmacht, die sie nutzt, um eigene Werte in die Arbeitswelt einzubringen. Studien zeigen: 86 Prozent wünschen sich Sinn im Beruf, 72 Prozent priorisieren Work-

Life-Balance und 26 Prozent würden dafür Gehalt reduzieren. 85 Prozent erwarten, ihren ersten Job höchstens zwei Jahre auszuüben, und schon im Studium denken rund 50 Prozent über eine berufliche Neuorientierung nach, auch weil 40 Prozent die Entwicklungen rund um KI verunsichern. Diese Vorstellungen stehen im Spannungsfeld zu traditionellen Vorstellungen älterer Generationen, die sie nicht selten als verwöhnt oder zu fordernd wahrnehmen.

Die Welt, in der die Gen Z erwachsen wird

Die Gen Z lebt in einer Welt, die von permanentem Wandel geprägt ist. Jobs von gestern sind morgen wieder verschwunden und niemand weiß, was übermorgen gefragt ist. Gerade mit Blick auf die Unsicherheiten am Arbeitsmarkt stellt sich die Frage, warum man sich früh festlegen sollte. In einem Arbeitsmarkt, der sich permanent neu erfindet, ist berufliche Flexibilität keine Unentschlossenheit, sondern eine rationale Antwort auf ein instabiles System.

Eine Generation zu sein, die von klein auf mit einer Online-Identität lebt, hat Folgen: Studien zufolge steht Social Media in engem Zusammenhang mit mentalen Belastungen, und trotz ständiger Vernetzung steigt die Einsamkeit. Unendliche Möglichkeiten führen zu Orientierungslosigkeit, die gesellschaftliche Oberflächlichkeit nimmt zu. Gemeinschaft geht verloren und damit das Gefühl, irgendwo wirklich anzukommen. Die Lebensphase zwischen 18 und 29 Jahren, in der sich die Generation Z befindet, nennt man „Emerging Adulthood“. In ihr entstehen Identität, berufliche Orientierung und Rollen. Es ist normal, verschiedene Wege auszuprobieren, Entscheidungen zu hinterfragen oder Jobs zu wechseln, da Selbstverständnis und Kompetenzen noch nicht vollständig ausgebaut sind. Durch Einflüsse wie KI, Globalisierung und gesellschaftliche Komplexität wird diese Suchbewegung verstärkt, da Lebens- und Karrierewege weniger planbar sind. Häufige Jobwechsel oder die Suche nach sinnvoller Arbeit sind daher keine Illoyalität, sondern adaptive Strategien.

Die Außenwahrnehmung psychologisch erklärt

Kommen wir zurück zum Zitat von Miroslav Klose. Solche Verurteilungen einer jungen Generation sind kein neues Phänomen. Sie stehen in langer Tradition und werden von Psychologen als „Kids these days“-Effekt bezeichnet. Er beschreibt die Tendenz älterer Generationen, jüngere als weniger kompetent, motiviert oder moralisch wahrzunehmen. Er zeigt sich durch eine idealisierte Rückschau auf die eigene Jugend und das Bedürfnis, das eigene Selbstbild aufzuwerten. Der Effekt tritt kultur- und epochenübergreifend auf und wiederholt sich unabhängig davon, wie sich die junge Generation tatsächlich verhält.

Die Annahme, dass Gen Z weniger arbeiten möchte, beruht unter anderem auf einem weiteren psychologischen Konzept, dem „fundamentalen Attributionsfehler“. Dieser führt dazu, dass das Verhalten anderer vor allem auf deren Charaktereigenschaften oder Einstellungen zurückgeführt wird, ohne äußere Umstände zu berücksichtigen. Statistiken zeigen ein anderes Bild: Die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen steht aktuell auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten. Sie ist seit 2015 um über sechs Prozentpunkte auf rund 76 Prozent gestiegen. Besonders Studierende arbeiten heute deutlich häufiger, ihre Erwerbsquote nahm im gleichen Zeitraum um 19,3 Prozent zu. Die Gen Z möchte kein bequemes Leben, sie möchte arbeiten, aber mit einem anderen Anspruch. Dabei geht es um Autonomie, Flexibilität, Wirksamkeit und Sinn. Sie will Dinge zum Guten verändern, für sich selbst und für die Welt.

Was das für Arbeitgeber bedeutet

Ältere Generationen verpassen eine Chance, wenn sie jungen Menschen keinen Raum geben, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Wer der Gen Z Entwicklungsmöglichkeiten bietet, bekommt Engagement und Ideen zurück. Die Rücksicht auf ihre Bedürfnisse ist entscheidend, um die besten Arbeitskräfte zu gewinnen, und ihre Perspektiven sind wertvoll, um in einem sich schnell verändernden und komplexen Markt innovativ zu bleiben. Dieser Artikel lädt dazu ein, gängige Narrative differenzierter zu betrachten, Schwarz-Weiß-Denken abzulegen und Stereotype nicht weiter zu bedienen. Wenn Verstehen statt Verurteilen im Mittelpunkt steht, entstehen Synergien und eine (Arbeits-)Welt, die wirklich zukunftsfähig ist.

Text: Kimberly Kinzel, Judith Freigang / Icons

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Im Jahr 2006 von einer Gruppe Studierender als Innsbruck CONsulting gegründet und inzwischen mit insgesamt drei Standorten in Innsbruck, Wien und Graz vertreten, ist icons – consulting by students eine studentische (und damit von konventionellen Unternehmen unterscheidbare) Unternehmensberatung. Das Ziel der Organisation ist es, Unternehmen innerhalb von Beratungsprojekten bei Problemen und Ambitionen von der Gründung bis hin zu Fragen des Alltags in großen Konzernen zu unterstützen. www.icons.at

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