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Forschen für die Gesundheit

13.7.2021

Im Zuge der von der Lebensraum Tirol Holding initiierten Veranstaltungsreihe „Perspektiven Tirol“ beschäftigten sich Experten und Praktiker mit den unterschiedlichsten Zukunftsthemen, darunter auch mit dem großen Bereich der Gesundheit. Österreich im Allgemeinen und Tirol im Speziellen verfügt über ein stabiles, gut aufgestelltes Gesundheitswesen; Stellschrauben, an denen für eine erfolgreiche Zukunft gedreht werden muss, lassen sich aber dennoch einige finden.

Auch wenn Corona ein Anlassfall war, vor allem die Kapazitäten intensivmedizinischer Betreuung zu überdenken, so gab es schon vorher kritische Wortmeldungen zur heimischen Spitalsreform, die unter anderem die Schließung ausgewählter Krankenhaus-Standorte (Beispiel Natters, das Vorhaben wurde nach heftigen Protesten zurückgenommen) vorsah, und den 2019 neu beschlossenen Bettenplänen, nach denen tirolweit rund 200 Betten reduziert wurden. Hier wird man über Adaptierungen nachdenken müssen. Auch die Nachbesetzung offener Kassenarztstellen wird immer schwieriger, es hakt an der Primärversorgung in ländlichen Gebieten, akut ist außerdem das Thema der Pflege, bei dem bereits seit längerem dringender Handlungsbedarf bestünde.


Standortvorteil Gesundheitsindustrie

Im gesundheitlichen Zentrum des Lebensraum Perspektiven Forums stand indes vor allem der Bereich der Forschung, die den Gesundheits- eng mit dem Industriestandort Tirol verwebt. In Bezug auf die Gesundheitsindustrie stehe Tirol im Vergleich mit den anderen Bundesländern sehr gut da, findet etwa Franz Fischler, ehemaliger EU-Kommissär und früherer Präsident des Europäischen Forum Alpbach, der sich aktuell unter anderem als Fachbeirats-Vorstand mit dem Thema Gesundheitswirtschaft beschäftigt. „In Tirol bestehen über 8.000 Arbeitsplätze allein im Bereich der Gesundheitsindustrie, vor allem in Pharma und Medizintechnik. Wir haben in Tirol zurzeit rund 100 Start-ups in diesem Segment und zwei Universitäten, die das nötige Know-how zuliefern können. Es ist also naheliegend, den industriellen Fokus auf diese Branchen zu legen, weil wir in keinem anderen Industriebereich so stark sind“, sagt Fischler in einem Expertentalk des Lebensraum Perspektiven Forums. 

Mit einem Branchenumsatz von 2,25 Milliarden Euro hat sich der Life-Science-Sektor in Tirol in den letzten Jahren bereits ausgezeichnet entwickelt. Bis 2030 soll Tirol zur Spitzenregion im Bereich Life Sciences werden. Fischler: „Wir wollen die medizinnahe Forschung forcieren und eine Art Exzellenz-Standort für Forschung werden.“ Dies wiederum täte dem Standort im Allgemeinen gut, denn ohne Forschung keine Entwicklung.

Ein wichtiger Baustein zur Erreichung dieses Ziels wurde mit dem Projekt „Health Hub Tirol“ und der Einrichtung von Knotenpunkten für Wissenschaft und Gesundheitsunternehmen bereits gestartet. Für das Projekt stehen vorerst in Summe 4,5 Millionen Euro zur Verfügung. „Die Health Hubs sollen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass sich weitere Life-Science-Unternehmen in Tirol etablieren und entfalten können“, sagt Wirtschaftslandesrat Anton Mattle. Der erste Health Hub entsteht in Innsbruck, wo die Firma Angios GmbH von Josef Penninger, Direktor am Life Science Institute der University of British Columbia in Vancouver/Kanada, in der Diabetesforschung tätig sein wird. Weitere Projekte sind eingereicht.


Gesundheitsinvestitionen

Um Tirol als Gesundheitsstandort voranzubringen, braucht es vor allem eines: Geld. Das haben auch der Bund und das Land Tirol erkannt und investieren bis zum Jahr 2035 über 833 Millionen Euro in die infrastrukturelle Weiterentwicklung der Innsbrucker Klinik. Insgesamt werden damit 48 verschiedene Vorhaben finanziert. Der Großteil der Investitionen fließt in Projekte im Chirurgiegebäude, der Frauen- und Kopfklinik und einen geplanten Neubau West. Ein weiterer großer Teil sind Strukturinvestitionen im IT- und Großgerätebereich. Auch die Medizinische Universität Innsbruck wird neben der Optimierung der Krankenversorgung von den Investitionen profitieren. Ein Leitgedanke des Projektes Klinik 2035 war die Schaffung von zusätzlichem Raum für die patientenorientierte Lehre und Forschung direkt am Klinikareal. Rund 45 Millionen Euro sind diesem Zweck gewidmet und werden beispielsweise in Hörsäle und Labors investiert. „Es ist genau diese enge Verbindung zwischen Forschung und Versorgung sowie Wissenschaft und Praxis, die die Klinik Innsbruck zum Rückgrat der Gesundheitsversorgung in Tirol macht und ihren Ruf als hervorragender medizinischer Maximalversorger in den unterschiedlichen Bereichen weit über die Landesgrenze hinaus festigt“, sagt Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin Annette Leja, die wir für die Printausgabe zum Interview gebeten haben.

Text: Marina Bernardi

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